Logo

Tor zur Freiheit

Grenzübergang Besenhausen

Mit dem Namen „Friedland“ verbinden die Menschen weltweit das „Tor zur Freiheit“. Der Mythos, der diese Stätte umgibt, ist nur schwer räumlich zu begreifen.

Der von 1945 - `52 geöffnete Übergang von der sowjetischen in die britische Besatzungszone in Besenhausen gilt für unzählige Menschen als „Tor zur Freiheit“, da sie nach dem Durchschreiten der Grenzanlage nicht mehr den Repressionen der dortigen Besatzungsmacht ausgesetzt waren. Auch erhielten sie auf dem Gelände des Rittergutes eine erste Versorgung mit dem Nötigsten: Nahrung, Medizin und Kleidung!

Warum Besenhausen?

Bereits in Jalta wurde die Teilung des Deutschen Reiches beschlossen. Auf der Konferenz in Potsdam 1945 nahm diese durch die Festlegung von vier Besatzungszonen endgültig Gestalt an. Der Grenzverlauf der Zonen orientierte sich an den Abgrenzungen der ehemaligen Kleinstaaten Kurmainz, Kurhessen und des ehemaligen Königreiches Hannover – heute Thüringen, Hessen und Niedersachsen.

Durch den Krieg und die politische Neuordnung Europas entstanden große Wanderungsbewegungen. Evakuierte, Heimkehrer, Vertriebene, Flüchtlinge und Zwangsarbeiter strömten millionenfach durch Deutschland und ganz Europa.

Im „Dreizoneneck“, wo die britische, amerikanische und sowjetische Zone sich berührten, lag der Ort Friedland. Begünstigt durch den dortigen Bahnanschluss bildete sich einer der Verdichtungspunkte der Flucht- und Wanderungswege im Sommer 1945 am Oberlauf der Leine. Die Menschen marschierten in großer Zahl über die Demarkationslinie in die britische Zone. Um dem drohenden Chaos zu begegnen und die Wanderungen zu kontrollieren, wurde die Demarkationslinie abgeriegelt und u.a. in Besenhausen am 12.10.1945 ein „Refugee exchange point“ offiziell eröffnet.

Damit entstand ein Dreh- und Angelpunkt für Zonenreisende, die nach Westen, einzelne aber auch nach Osten wollten. Aus dem Osten kamen die Ströme der Vertriebenen, Flüchtlinge und Heimkehrer aus russischer Gefangenschaft, die in den Westen wollten. Von West nach Ost gingen Evakuierte und die Männer, die bei den Westmächten in Kriegsgefangenschaft geraten waren und über Besenhausen wieder in ihre Heimat, z.B. nach Thüringen und Sachsen, zurückkehren durften.

Für die Erstversorgung der ankommenden und zumeist seht geschwächten Menschen wurde eine Wellblechbaracke errichtet. Sie erhielten hier eine Suppe und Kakao zur Stärkung. Erste Hilfe wurde vom DRK und von den Kirchen organisiert. Mit zum Teil gemieteten Handkarren und bezahlten Gespannen wurde ihre spärliche Habe nach Friedland gebracht, wo man im September 1945 auf dem ehemaligen Versuchsgut der Universität Göttingen ein Lager eingerichtet hatte. Neben der Wellblechbaracke wurde Ende 1949 das Grenzhäuschen, auch Zollhaus genannt, errichtet. Später kam ein kleiner Verkaufsstand für „Reise­erfri­schun­gen“ sowie eine hölzerne Rampe für die Abfertigung von Gepäck hinzu.

Zügig wurde das Lager in Friedland – heute Grenzdurchgangslager – weiter ausgebaut. Neben der Erstversorgung erhielt es weitere Funktionen: die Registrierung der Menschen und Zuweisung in ihre neuen Heimat­gemein­den. Nur wer diese Institution durchlief, erhielt schließlich die Papiere, die einen Neuanfang ermöglichten. Bis heute führt das Lager im Kern diese Aufgabe fort, wenn auch die Aussiedler bzw. Spätaussiedler heute die Mehrheit der Menschen, die im Lager ankommen, stellen.

Wie viele Menschen über die Grenze nach Besenhausen wechselten, lässt sich nicht mehr genau feststellen, aber es waren sicher über 2 Millionen. Mit der Abschottung der ehemaligen sowjetisch besetzten Zone gegen die Westzonen am 27. Mai 1952 versiegte der Reisestrom. Nur einige wenige Sondertransporte, z.B. mit Heimkehrern oder Kindern, konnten noch die Grenze passieren bis sich 1956 der Schlagbaum endgültig schloss.

Zurück blieb dieses Abfertigungsgebäude, das zunächst vom Zollgrenzdienst genutzt wurde. In den 60er Jahren wurde in diesem Haus erstmals ein Ausstellungsraum eingerichtet, der mit Grenz­informa­tions­material ausgestattet wurde. Eine anspruchsvolle Grenzinformationseinrichtung wurde im Jahre 1987 durch den früheren Staatssekretär Dr. Diekwisch und den Oberkreisdirektor Dr. Engelhardt ihrer Bestimmung übergeben.

Nach der Grenzöffnung im November 1989 diente das Haus noch ca. ein halbes Jahr erneut als Grenzabfertigungsgebäude dem Zoll bzw. dem Bundesgrenzschutz. Heute gehört es zum Gebäudebestand des gegenüberliegenden Gutes Besenhausen.

Mit Blick auf die Nachkriegsgeschichte von 1945 bis heute wird in der Welt das Grenzdurchgangslager in Friedland als „Tor zur Freiheit“ gefeiert.

Zur Erinnerung an die Bedeutung des Grenzüberganges Besenhausen wurde anlässlich der Jubiläen „60 Jahre Grenzdurchgangslager“ und „50 Jahre Heimkehrer“ am 13. Oktober 2005 dort der Gedenkstein „Tor zur Freiheit“ eingeweiht.

Nach oben